Frauenkonferenz 2016: Altersarmut von Frauen bekämpfen

24.04.2016 | Am 23.04.2016 fand im Abteihof in Wadgassen die Frauenkonferenz der IG Metall Völklingen statt. Schwerpunktthema war die aktuelle Rentendebatte, insbesondere die drohende Altersarmut von Frauen, sowie die Neuwahl des Ortsfrauenausschusses.

Gewerkschaftssekretär Ralf Haas bei seiner Eröffnungsrede

Die Vorsitzende Nicole Hirtz blick auf vier erfolgreiche Jahre zurück

Bereits in seiner Eröffnungsrede konnte Gewerkschaftssekretär Ralf Haas viele positive Nachrichten übermitteln: Die IG Metall hatte in den letzten fünf Jahren jährlich steigende Mitgliederzahlen. Erstaunlich ist für viele der anwesenden Kolleginnen und Kollegen: Im Jahr 2015 haben sich an jedem Tag des Jahres 330 Menschen entschieden, Mitglied der IG Metall zu werden. In Summe: 120.568 Neuaufnahmen in 12 Monaten. Besonders positiv: Ein Großteil davon, immerhin 42 % der neuen Mitglieder, sind jünger als 27 Jahre.

Auch im Frauenbereich der IG Metall Geschäftsstelle Völklingen ist man gut aufgestellt: Seit der letzten Frauenkonferenz im Jahr 2012 ist die Zahl der weiblichen Mitglieder von 2.697 auf 3.001 gestiegen, ein Zuwachs um 11 %.

Die IG Metall wird als starker Partner wahrgenommen, der auf betrieblicher Ebene, durch den Abschluss guter Tarifverträge, aber auch durch Einflussnahme auf politischen Ebene, viel für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchsetzen kann.

Dass man manchmal einen langen Atem braucht, zeigt die aktuelle Debatte um die Rentenpolitik. Seit Jahren warnt die IG Metall vor drohender Altersarmut, jetzt ist das Thema plötzlich in aller Munde und wird im Bundestagswahlkampf 2017 eine zentrale Rolle spielen.

Ralf Haas warnte aber in seiner Rede vor zu viel Optimismus: "Ohne den Druck der IG Metall und der anderen Gewerkschaften im DGB wird es keine wirklichen Verbesserungen geben. Wir sollten bei allen Politikern, die uns jetzt eine Renten-Reform versprechen, vorsichtig sein: Wir dürfen sie nicht an ihren Worten messen, sondern an dem, was sie tatsächlich für eine armutsfeste und lebenstandardsichernde Rente tun.

Und das, Kolleginnen und Kollegen, war in der Vergangenheit nicht viel. Einige, die sich jetzt als Vorreiter für soziale Gerechtigkeit aufspielen, haben das Debakel in der Altersvorsorge durch ihre falsche Politik in den letzten Jahren erst verursacht."

Frauenausschuss: Positive Bilanz der letzten vier Jahre

Die Vorsitzende des Frauenausschusses der IG Metall Völklingen, Nicole Hirtz (Ford Saarlouis), konnte positiv auf die Arbeit der vergangenen vier Jahre zurückblicken.

Nach der Konferenz im Jahr 2012 hatte sie mit ihren beiden Stellvertreterinnen Vanessa Schnubel (Dillinger Hütte) und Tanja Ruhland (Saarstahl) den Vorsitz des Frauenausschusses von der langjährigen Vorsitzenden Monika Klein übernommen.

Ihr nüchternes Fazit: "Bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, bei dem Thema Chancengleichheit für Frauen und Männer oder beim gleichen Einkommen für gleiche oder gleichwertige Arbeit hat sich wenig zum Positiven verändert.

Dennoch: Es gab auch einige wenige Punkte, bei denen sich in den letzten vier Jahren tatsächlich was getan hat, wie z.B. bei der Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen oder beim Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz."

Die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben wird auch ein Schwerpunkt-Thema der nächsten Jahre bleiben. Wachsende Arbeitsbelastung, die Anforderung nach ständiger Erreichbarkeit, längere Arbeitszeiten und Schichtzeiten erschweren die Möglichkeit Arbeit und Privates zu verbinden. In erster Linie wird daher darum gehen, dass die Wünsche der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Arbeitszeitgestaltung stärker berücksichtigt werden müssen.

Wahlen: Frauenausschuss einstimmig bestätigt

Die Mitglieder des Frauenausschusses wurden einstimmig bestätigt. In der konstituierenden Sitzung des Frauenausschusses im Mai 2016 werden Vorsitzende und Stellvertreter neu gewählt.

Podiumsdiskussion: Altersarmut von Frauen

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter Leitung von Karin Mayer, Saarländischer Rundfunk, wurde darüber diskutiert, wie auf betrieblicher Ebene, durch Tarifpolitik, aber auch durch Druck auf den Gesetzgeber, Altersarmut bei Frauen verhindert werden kann.

Stefanie Janczyk, IG Metall Vorstand, arbeitete bereits in ihrem Impulsreferat wichtige Punkte heraus: Das Absinken des Rentenniveaus muss nicht nur gestoppt werden, Ziel muss vielmehr eine Rente sein, die wieder den Lebensstandard absichert.

Gerade bei Frauen liegen die Probleme aber nicht nur im Rentenrecht: Ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, Mini-Jobs und prekäre Arbeitsverhältnisse, fehlende Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie wegen Kindererziehung oder Pflege sind nur einige Punkte, die zu niedrigeren Rentenansprüchen von Frauen führen.

Die Kolleginnen des Frauenausschusses Nicole Hirtz (Ford-Werke), Tanja Ruhland (Saarstahl) und Heike Steffes (Motus) konnten zwar über einige positive Beispiele berichte, wie z. B. betriebsnahe Kindertagesstätten in Großbetrieben und flexible Arbeitszeitmodelle in kleineren Unternehmen. Dennoch bleibt noch viel zu tun.

Dies bestätigte auch Silke Nötzel, IG Metall Bezirksleitung Mitte. Sie wies darauf hin, dass in den letzten Jahren im Zuständigkeitsbereich der IG Metall diskriminierende Punkte in Tarifverträgen abgeschafft wurden. Dies hat in vielen Fällen zu einer gerechteren Vergütung von Frauen geführt. Dennoch gibt es viele Frauen, die wegen mangelnden Regelungen zur Vereinbarkeit aus unseren Betrieben in prekäre Arbeitsverhältnisse, wie z. B. 450-Euro-Jobs wechseln. Dort gelten die guten Spielregeln der IG Metall-Tarifverträge dann nicht mehr.

Resolution verabschiedet: Altersarmut von Frauen bekämpfen

Zum Abschluss der sehr interessanten Diskussion, an der sich auch betriebliche Kolleginnen durch Wortmeldungen beteiligten, legte der Frauenausschuss eine Resolution mit dem Titel "Altersarmut von Frauen bekämpfen" vor, in der alle wichtigen Forderungen noch einmal formuliert wurden.

Die Resolution wurde einstimmig verabschiedet.

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