Vertrauensleutekonferenz 2016

15.09.2016 | Auch die mehr als 32 Grad Außentemperatur mitten im September konnte die neu- und wiedergewählten Vertrauensleute der IG Metall Völklingen nicht davon abhalten, die große Vertrauensleutekonferenz der IG Metall Völklingen am 14.09.2016 zu besuchen. Mehr als 600 betriebliche Interessenvertreter fanden den Weg in die proppenvolle Kulturhalle nach Saarlouis Roden.

Unter den Teilnehmern waren auch jede Menge Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien. Neben dem IG Metall Vorsitzenden Jörg Hofmann, konnte der 1. Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Völklingen, Robert Hiry, auch die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, den Arbeitsdirektor der Saarstahl AG und der Dillinger Hütte, Peter Schweda und den DGB Landeschef Eugen Roth, begrüßen.

Inhaltlich ging Robert Hiry nochmals auf den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze im Stahlbereich ein. Großes wurde in den vergangenen Wochen und Monaten im Bund, aber insbesondere im Saarland geleistet, um die Stahlindustrie in den großen Focus der deutschen und europäischen Öffentlichkeit zu rücken.

Nach dem Startschuss der Kampagne "Stahl ist Zukunft" und dem bisherigen Höhepunkt am Stahlaktionstag am 11. April 2016, an dem sich bundesweit 45.000 Menschen (davon allein 22.000 im Saarland) beteiligt haben, konnten erste Erfolge verbucht werden. So konnte der deutsche Wirtschaftsminister auf Drängen der IG Metall sicherstellen, dass die Stahlindustrie bei selbst erzeugtem Strom auch zukünftig von der EEG Umlage weitestgehend befreit bleiben wird. Zusätzliche Belastungen, die damit alleine die deutsche Stahlindustrie hätte tragen müssen, konnten demnach verhindert werden.

Robert Hiry machte deutlich, dass der Kampf um die Arbeitsplätze weiter gehen muss und weiter gehen wird. Sowohl die Außenhandelspolitik der EU auf Billigimporte, als auch die geplanten Verschärfungen des Emissionsrechtehandel müssen von Brüssel so beantwortet werden, dass die Stahlarbeitsplätze in Europa geschützt werden. Neben dem dominierenden Thema Stahl stand auch die Rentenpolitik im Fokus der Konferenz. Robert Hiry wies auf die drohende Altersarmut hin und machte deutlich, dass die IG Metall das Thema Rente auf dem Prüfstein für den Bundestagswahlkampf machen werde.


Unterstützung bekam Hiry durch die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. Rehlinger, die selbst tatkräftig mitgeholfen hat, die Position der saarländischen Stahlarbeitnehmer in den Bundesrat und nach Berlin zu tragen machte nochmals deutlich, dass ein Saarland ohne Stahl nicht vorstellbar und nicht zukunftsfähig sei.

20 Prozent der industriellen Wertschöpfung des Saarlandes würden durch die Stahlindustrie abgedeckt. 12.000 direkte Beschäftigte und Investitionen in Milliardenbeträgen machen deutlich, wie groß die Bedeutung der saarländischen Stahlindustrie für das Saarland tatsächlich ist. Zudem stellte Rehlinger klar, dass es ein Treppenwitz der Geschichte wäre, wenn die Europäische Stahlindustrie als Gegenspieler des Umweltschutzes dargestellt werden würde. Die europäischen Stahlhersteller seien derzeit weltweit diejenigen, welche Stahl mit den wenigsten Co² Ausstoßwerten produzieren. Stahl zukünftig in China und Asien, statt in Europa herzustellen, wäre nicht mehr, sondern weniger Umweltschutz.

Anke Rehlinger machte erneut deutlich, dass sie an der Seite der IG Metall für den Erhalt eines jeden einzelnen Industrie- Arbeitsplatzes kämpfen werde. Egal ob bei Stahl, bei Heuschrecken wie der Firma Whitesell oder bei den saarländischen Bosch Standorten.

Guido Lesch, 2. Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Völklingen, ging in seiner Rede auf die hervorragende Mitgliederentwicklung innerhalb der Geschäftsstelle und die erfolgreichen Vertrauensleutewahlen in den Betrieben ein. Mit einem Netzwerk von rund 2.000 gewerkschaftlichen Vertrauensleuten, Betriebsräten, Jugend- und Auszubildendenvertreter und Schwerbehindertenvertretern sei das regionale Netzwerk der IG Metall so stark wie nie zuvor. Mit dieser betrieblichen und gesellschaftlichen Stärke werde die IG Metall die Herausforderungen auf den vier zu besetzenden Themenfeldern der Betriebspolitik, Gesellschaftspolitik, der Betriebs- und Organisationspolitik erfolgreich angehen können. Guido Lesch gratulierte und dankte allen Vertrauensleuten für ihre Bereitschaft, sich aktiv in diesen wichtigen Prozess mit einbringen zu wollen. Damit Vertrauensleute bessere Rahmenbedingungen für Ihre Arbeit bekämen, wäre es notwendig, einen Tarifvertrag zum Schutze von gewerkschaftlichen Vertrauensleuten offensiv anzugehen.

Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, zeigte sich deutlich beeindruckt von der Größe und Durchsetzungsstärke der Völklinger Metallerinnen und Metaller. Diese Stärke sei notwendig um den Kampf um ein gutes Leben, den Kampf um mehr soziale Gerechtigkeit bestreiten zu können. Dieser Kampf dauere seit Bestehen der IG Metall, also mehr als 125 Jahren an. "Wir müssen uns hier auf unsere eigene Stärke verlassen, dafür brauchen wir das Netzwerk unserer Vertrauensleute", so Hofmann.

Darüber hinaus ging er auf die Herausforderungen der Zukunft ein. Ein Zurückziehen auf populistische Weisheiten vergangener Tage lehnte er ab. Wir brauchen neue Ideen und Visionen für die Themen der Zukunft. Globalisierung und Digitalisierung lassen sich nicht aufhalten. Sie lassen sich nur gestalten und die IG Metall hat den Anspruch, sich aktiv in diese Gestaltung einzumischen. Auch Hofmann stellte klar, dass es in Frage der Rentenpolitik eines Kurswechsels bedürfe. Während Bundesbank, Junge Union und das Deutsche Institut für Wirtschaft eine Rente ab 69 bzw. ab 73 Jahre für zielführend halten, muss die IG Metall dafür Sorge tragen, dass die Menschen in Würde aus dem Arbeitsleben aussteigen könnten. Dazu sei eine Rente notwendig, von der man angemessen leben kann und die nicht in die Altersarmut führe. Darüber hinaus muss es durchgesetzt werden, dass sowohl die Rentenversicherung als auch die gesetzliche Krankenversicherung paritätisch finanziert bleiben bzw. es wieder werden.

Auch das Thema Arbeitszeit werde die IG Metall in den gesellschaftlichen und tariflichen Fokus rücken. In der Krise habe man die Variante vertreten: "Stunden entlassen, statt Menschen entlassen." Durch steigende betriebliche Anforderungen, mehr Leistungsdruck, mehr Flexibilität muss auch deutlich gemacht werden, dass flexible Lösungen nicht nur für die Betriebe, sondern auch für die Menschen in den Betrieben erreicht und umgesetzt werden müssen. Aus diesem Grund hat die IG Metall den Diskussionsprozess "mein Leben - meine Zeit" auf den Weg gebracht. Durch diese Kampagne soll über neue denkbare tarifliche Arbeitszeitmodelle nachgedacht werden, welche Gegenstand der Tarifrunde 2017/2018 sein könnten.

Unter dem Punkt Aussprache wurden durch die Kollegin Gisela Tiefensee-Naaber sowie die Kollegen Stefan Ahr, Alfonso Liuzzo, Timo Ahr, Michael Fischer, Helmut Gläser, Hubert Kesternich und Herbert Hoen zu diesen und anderen Themenschwerpunkten weitere Diskussionen geführt, die unsere VL-Konferenz dann gegen 21.00 Uhr enden ließ.

Zum Abschluss wurde von Seiten der Vertrauensleute der Saarstahl AG und der Dillinger Hütte noch zwei Uhren in Form eines Stahlherzens an Anke Rehlinger und Jörg Hofmann übergeben. Von Beiden erhoffe man sich auch in den kommenden Wochen und Monaten alles dafür zu tun, dass der Stahlindustrie in Deutschland und Europa nicht die Puste ausgeht. Die eigens dafür hergestellten Stahluhren in Herzform wurden von Thomas Schiff (VK-Vorsitzender der SAG) und Alfonso Liuzzo (VK-Vorsitzender der Dillinger Hütte) überreicht.

"Unser Saarland hat ein Herz aus Stahl" ist da auf dem Logo auf dem Stahlherz zu lesen.

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