Volles Haus bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Völklingen

23.11.2019 | Die aktuell schwierige Situation in der Stahl- und Automobilindustrie dominierte den Bericht des 1. Bevollmächtigen Lars Desgranges. Das Saarland wird vom bevorstehenden Strukturwandel besonders betroffen sein. „Eine derartige Veränderung der Industrielandschaft hat es wohl seit der Erfindung der Dampfmaschine nicht mehr gegeben.“

Sowohl die Stahl- als auch die Automobilindustrie stehe vor weitreichenden Veränderungen. So müsse die Stahlindustrie Zug um Zug auf umgestellt werden und der Weg in eine CO2 freie Stahlerzeugung eingeleitet werden. Derzeit laufen im Bereich der Stahlindustrie zwischen den Betriebsparteien Verhandlungen über einen strukturellen Umbau. Dabei sollen bei der Stahl Holding Saar, nach dem Willen der Arbeitgeber, 1500 Arbeitsplätze abgebaut und weitere 1000 ausgelagert werden.

Auch bei der Automobilindustrie wird es eine im Bereich der Antriebstechnologie die wohl tiefgreifensten Veränderungen geben, die die Branche jemals organisieren musste. Dies ist für alle Beteiligten Akteure die wohl größte Herausforderung im modernen Industriezeitalter.

Bei Ford wurde bereits Anfang des Jahres 2019 verkündet, dass nach einer „Resetphase“ die Ford in die Gewinnzone zurückbringen soll, eine „Redesignphase“ durchgeführt werde. In dieser „Redesignphase“ gehe es dann wohl darum wie sich Ford in Europa aufstellen wird. Die Zielsetzung von Ford ist es, mit diesen Maßnahmen zukünftig einen Gewinn von mindestens 6 Prozent einzufahren.

„Wenn Perspektiven in diesem Strategieprozess erkennbar sind, dann gehen wir als IG Metall dort gerne mit. Wenn sie nicht erkennbar sind, dann geht’s 2020 um mehr als nur die Wurscht“, so Lars Desgranges.

Auch die bevorstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie war ein Thema. In vier Monaten läuft der Entgelttarifvertrag für die größte Branche der IG Metall aus. Mitte Dezember wird es hierzu interne Diskussionen und eine Tarifkommissionssitzung geben.

„Die Zeiten sind wahrlich nicht die besten. Aber wir sind die IG Metall, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden uns auch bei dieser Tarifrunde nicht kleiner machen als wir sind.“ so Lars Desgranges.

Rente
Die aktuell wieder aufgewärmte Debatte über die Erhöhung des Renteneintrittsalters und die durch die Bundesbank geforderte Absenkung des Rentenniveaus von aktuell 48% auf 44% wurde von Desgranges als Irrsinn bezeichnet.
Und das in einer Zeit, wo bei vielen Rentnerinnen und Rentnern die Rente schon heute nicht mehr zum Leben reicht. Nicht umsonst reden wir doch derzeit in Deutschland darüber, dass ab dem Jahr 2021 eine Grundrente eingeführt werden soll.
Grundrente sollen zukünftig Menschen beziehen, die mehr als 35 Jahre gearbeitet haben, aber im Arbeitsleben nicht mehr verdient haben, das sie am Ende auf dem Niveau der Grundsicherung landen.
Gerade an dieser Stelle erkennt man noch mal die Wichtigkeit von Tarifverträgen. Wer arm in Arbeit ist, der wird auch mit Sicherheit auch arm in Rente sein.

Die IG Metall fordert auch weiterhin:

  • die abschlagsfreie Rente muss für alle gelten, die 45 Jahre gearbeitet haben,
  • das Rentenniveau darf nicht weiter fallen, es muss stabilisiert und angehoben werden,
  • wer lange arbeitet, muss eine vernünftige Rente bekommen, die vor Altersarmut schützt. Deswegen unterstützen wir die Einführung der Grundrente nach 35 Jahren.
  • alle müssen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, Selbstständige, Freiberufler und Parlamentarier.


Ergänzt wurde der Bericht von Ralf Cavelius. Der zweite Bevollmächtigte berichtete gemeinsam mit Holger Michel (Ford Saarlouis) und Sandra Fritz (Saarstahl Völklingen) von dem im Oktober 2019 stattgefundenen Gewerkschaftstag.
„Eine lange, anstrengende aber auch schöne Woche, in der viel diskutiert, vieles beschlossen und die Weichen der gesamten IG Metall für die nächsten vier Jahre gestellt wurden“, so Ralf Cavelius.

Markus Andler, Gewerkschaftssekretär berichtete über die stattgefundene Hauptversammlung des Grenzgängerverbandes. Er berichtete über die jahrelange gute Zusammenarbeit zwischen der IG Metall Völklingen und dem Grenzgängerverbandes. Er beendete seine Ausführungen mit: „Es lebe die deutsch-französische Freundschaft.“

Die IG Metall Völklingen wünscht allen Delegierten und Gästen ein schönes Weihnachtsfest mit viel Zeit für die Familie, und viel Kraft im neuen Jahr 2020.

Von: al

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