Saarschmiede

Trotz Abbau von 450 Arbeitsplätzen keine Entlassungen in der Saarschmiede geplant

04.12.2017 | Der Betriebsrat der Saarstahl AG und die IG Metall konnten sich im Wesentlichen durchsetzen. Nachdem die Geschäftsführung der Saarschmiede den Abbau von 450 Arbeitsplätzen in der Schmiede angekündigt hat, folgten lange und schwierige Verhandlungen zwischen den Vertragsparteien.

Am Montag, 4. Dezember 2017, wurde nunmehr ein komplexes Vertragswerk unterzeichnet. Mit diesem Vertragswerk ist praktisch geregelt, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können. Betriebsrat und Geschäftsführung haben sich auf mehrere Vertragspunkte geeinigt, die dazu führen, dass die Schmiede-Beschäftigten einen Arbeitsplatz in der Saarstahl AG Standort Völklingen angeboten bekommen. Dass dies gelingt, setzte voraus, dass die Arbeitgeberseite bis an die Schmerzensgrenzen des Machbaren gegangen ist.

Der Betriebsrat hat erreicht: 

  • lukrative Altersteilzeitangebote
  • interessante Abfindungsprogramme 
  • frühere sozialverträgliche Rentenzugänge 
  • Verdienstsicherung und Kündigungsschutz 
  • Hinzu kommt, dass der Betriebsrat zielführend seit Sommer 2017 Arbeitsplätze bei der Saarstahl AG für Schmiede-Mitarbeiter freigehalten hat.

Die Summe all dieser Maßnahmen haben zur Folge, dass sich jetzt Schmiede-Mitarbeiter auf diese freien Arbeitsplätze bewerben können. Sollten am Ende dieser Versetzungsphase Betroffene nicht vermittelt worden sein, wovon die Vertragspartner nicht ausgehen, so wird eine Transfergesellschaft aktiviert, die in Zusammenarbeit mit der Stahlstiftung versucht Arbeitslosigkeit zu vermeiden. In dieser Transfergesellschaft soll es dann einen Aufstockungsbetrag auf 90 % geben.

Die erste Stellungnahme von Stephan Ahr, Betriebsratsvorsitzender, war „wenn jetzt alle Beteiligten mitmachen, haben wir insbesondere für betroffene Arbeitnehmer sowie für das Unternehmen Großes geleistet“.

Guido Lesch, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Völklingen betonte „hier zeigt sich wieder einmal, wie wichtig eine qualifizierte Mitbestimmung in einem Unternehmen ist, damit auch die Interessen der Menschen gewahrt bleiben“.

Die geplanten Maßnahmen bei der Saarschmiede sind der Situation des Weltenergiemarktes geschuldet. Auf dem Weltenergiemarkt ist ein deutlicher Trend in Richtung „grüner Strom“ aus Sonne, Wind, Wasser und Kleinstkraftwerken zu registrieren. Alle Anlagenbauer im Kraftwerksbau fahren ihre Kapazitäten radikal nach unten. So plant Siemens alleine in Deutschland den Abbau von bis zu 7.000 Arbeitsplätzen. Der amerikanische Riese im Großanlagenbau GE erlebt derzeit Turbulenzen am Aktienmarkt. Auch dort sind viele Arbeitsplätze in Gefahr.

Guido Lesch: „Auf diesen Megatrend musste auch die Saarschmiede reagieren“.
Er fordert ein Zukunftskonzept der Saarschmiede. Der Abbau von 450 Arbeitsplätzen sei kein Zukunftskonzept. „Was wir brauchen, ist eine intensive Analyse über Märkte und mögliche neue Produkte. Die Saarschmiede verfügt über hochqualifizierte Beschäftigte sowie modernste Anlagen. Auch die Politik darf nicht aus der Verantwortung gelassen werden.“

Stephan Ahr und Guido Lesch fordern einen „runden Tisch“ an dem Politik, Wirtschaft, Energieexperten und Arbeitnehmervertreter teilnehmen, um die Auswirkungen der Energiewende auf industrielle Arbeitsplätze zu beraten, um ganz konkrete Hilfestellungen zu organisieren.

Stephan Ahr: „So ein Projekt, was wir hier abgeschlossen haben: In kurzer Zeit 450 Menschen vor Arbeitslosigkeit zu schützen, ihnen Arbeitsplätze bei Saarstahl anzubieten, ist eine sehr große Kraftanstrengung und bedeutet Hilfsbereitschaft und Solidarität aller Beteiligten. Sowas gelingt nicht immer.“

Das was wir hier erleben, ist erst der Anfang des weltweiten Energiewandels. Wenn dies an Geschwindigkeit zunimmt, werden wir aus eigener Kraft solch gute Vertragswerke kaum wiederholen können.

Link zum Pressebericht der Saarbrücker Zeitung

Link zur ZDF-Mediathek (ab 9.20 Minute)

Von: rh

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