14.06.2024 | Am 13.06.2024 fand in der Stadthalle in Dillingen die zweite ordentliche Delegiertenversammlung der Legislaturperiode 2024 – 2027 statt. Zusammen mit über 100 neu gewählten Delegierten wurde über die aktuellen gewerkschaftspolitischen Themen diskutiert. Die Herausforderungen, insbesondere in der saarländischen Stahlindustrie sowie die anstehende Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie, gilt es gemeinsam zu meistern.
Alfonso Liuzzo, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Völklingen, eröffnete die Delegiertenversammlung und begrüßte die Anwesenden. „Seit der konstituierenden Delegiertenversammlung am 3. Februar ist einiges passiert. Erstmalig in der Geschichte der IG Metall Völklingen, haben wir einen unbefristeten Streik mit fünf Betrieben im Ford Industriepark für den Kampf um einen Sozialtarifvertrag durchgeführt“, so Liuzzo.
Lars Desgranges, 1. Bevollmächtigter, berichtete in seinem Geschäfts- und Kassenbericht zunächst über die Flutkatastrophe im Saarland. „Metallerinnen und Metaller helfen einander. Betroffene IG Metall Mitglieder haben die Möglichkeit, Soforthilfen vom Verein „Gewerkschaften Helfen“ und eine Notfallunterstützung der IG Metall zu bekommen“, so Desgranges.
Das Rentenpaket II, das vom Bundeskabinett beschlossen wurde, sei ein Erfolg der gewerkschaftlichen Politik. Dass die Haltelinie beim Rentenniveau bis 2036 bei 48% fortgeschrieben wird, ist ein wichtiger Schritt zur Erneuerung des sozialstaatlichen Sicherungsversprechens. Die Einführung des sogenannten Generationskapitals als zusätzliches Finanzierungsinstrument bewertet die IG Metall als einen geringen Finanzeffekt mit unnötigem Risiko. Hier bleibt die IG Metall dran. Weitere Konflikte sind zu erwarten, weitere Reformschritte sind notwendig, denn die IG Metall bleibt bei ihrer ablehnenden Haltung gegenüber einem starren Rentenalter von 67 Jahren.
Tarifpolitisch wird in diesem Jahr die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie eine gewichtige Rolle spielen und keine Einfache werden. Mehr als 318.000 Kolleginnen und Kollegen haben sich bundesweit an der aktivierenden Befragung der IG Metall beteiligt. Hier sei eine klare Tendenz zu der derzeitigen Erwartungshaltung unserer Mitglieder zu erkennen. Die Kolleginnen und Kollegen legen einen starken Fokus darauf, die gestiegenen Lebenshaltungskosten ausgleichen zu wollen. Ebenfalls liegt der Fokus auf einer Verbesserung der Arbeitszeitsouveränität und einer besseren Perspektive für die junge Generation, beispielsweise mit einer überproportionalen Ausbildungsvergütung. „Schon jetzt provozieren die Arbeitgeber die IG Metall mit der Forderung einer Nullrunde“, so Desgranges weiter. Zu hohe Arbeitskosten, Bürokratie und Energiepreise seien große Belastungsfaktoren für die Arbeitgeber.
„Die IG Metall Völklingen ist in dieser Frage aber gut aufgestellt. In der Vergangenheit haben die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben immer wieder gezeigt, dass Sie kampfbereit sind und mit Nachdruck für Ihre Forderungen auf die Straße gehen. Hier brauchen wir uns nicht zu verstecken, dennoch muss man zur Kenntnis nehmen, dass die Lage innerhalb der Metall- und Elektroindustrie besser sein könne,“ ergänzte Desgranges.
Zum Schluss gab Lars Desgranges noch einen Überblick zu den aktuell laufenden Vertrauensleutewahlen in den Betrieben. In einigen Betrieben seien die Vertrauensleutewahlen bereits erfolgreich abgeschlossen, in anderen Betrieben laufen diese noch auf Hochtouren. „Auch hier ist und bleibt die IG Metall Völklingen die Speerspitze. Das Netzwerk aus Vertrauensleuten und einer starken Mitbestimmung ist der Schlüssel einer erfolgreichen Gewerkschaftsarbeit im Betrieb.“
Positiv wurde zudem die Entwicklung auf dem Röderberg bewertet. Nachdem im ersten Quartal der Sozialtarifvertrag bei Ford und den Zuliefererbetrieben erkämpft wurde, werden nun die vom Betriebsrat erkämpften 1000 Ford Arbeitsplätze nach dem Auslaufen der Fokus Produktion besetzt. Zu diesen Arbeitsplätzen kommt jetzt womöglich der Großinvestor Vetter aus der Pharmaindustrie, der auf dem Röderberg bis zu 2000 Arbeitsplätze schaffen möchte. „Dies passiere nicht sofort, aber es sind gute Nachrichten für die Menschen und für die Großregion um Saarlouis“, so Desgranges.