Delegiertenversammlung

Keine Entspannung in der Deutschen Industrielandschaft

20.09.2019 | Am 19.09.2019 fand im Vereinshaus Fraulautern die 15. Delegiertenversammlung der IG Metall Völklingen statt. Lars Desgranges, 1. Bevollmächtigter, ging in seinem Geschäfts- und Kassenbericht intensiv auf den aktuellen Zustand der Industrie im Organisationsbereich der IG Metall Völklingen ein.

Fast 1.700 Kolleginnen und Kollegen sind seit Jahresbeginn alleine bei Ford ausgeschieden, durch Abfindung, durch Verrentung, durch Altersteilzeit oder auch durch die nicht Weiterbeschäftigung der Leiharbeitnehmer.  Hinzu kommen noch rund 600 Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise Arbeitsplätze, die im Ford-Zuliefererpark weggefallen sind.
Dies sei der größte Wegfall von Industriearbeitsplätzen im gesamten südwestdeutschen Raum in diesem Jahr und zudem der größte Jobabbau innerhalb der IG Metall Völklingen, der je innerhalb der Automobilindustrie hier stattgefunden hat.
Durch den Wegfall der Nachtschicht mussten hunderte von Kolleginnen und Kollegen versetzt werden, neue Arbeitsgebiete aufnehmen, neuen Abteilungen zugeordnet werden und ihr oftmals jahrzehntelanges Umfeld verlassen.
Hier konnte der IG Metall-Betriebsrat bei Ford in Saarlouis, trotz dieser Ausgangssituation, in wenigen Wochen unheimlich viel leisten. So, dass die vielen großen und kleinen individuellen Probleme und Wünsche der Kolleginnen und Kollegen nicht vollends unter den Tisch fielen.
Lars Desgranges lobte die Mannschaft um den Betriebsratsvorsitzenden Markus Thal und den VK-Vorsitzenden Thomas Fischer.
Das war nicht leicht“, so Lars Desgranges „das ging auch unter die Haut, aber durch die Umsetzungen haben wir als Standort gezeigt, dass wir in der Lage sind, auf ein schwieriger werdendes Marktumfeld, verbunden mit neuen CO2 Auflagen beim Flottenverbrauch und den dadurch vorzeitigen Ausstieg aus der Produktion des Ford C-Max zu reagieren. Dies zeige, dieser Standort hat eine Zukunft verdient!

Mitte August erreichte die IG Metall Völklingen dann die nächsten wirtschaftlichen Hiobsbotschaften aus dem Stahlbereich.
Seit dem 1. September 2019 befindet sich Saarstahl in Kurzarbeit. Einer der Hauptgründe dafür ist auch hier die schwächelnde konjunkturelle Lage im Automobilbereich. Stephan Ahr und seine Betriebsratsmannschaft haben es geschafft, hier in kürzester Zeit eine ordentliche Betriebsvereinbarung zum Thema Kurzarbeit zu verhandeln und die Kolleginnen und Kollegen damit weitestgehend finanziell abzusichern.
Dennoch wird die Situation im Stahlbereich durch steigende Billigimporte aus Drittländern und wachsende Umweltabgaben auch perspektivisch immer schwieriger.
Im Stahlwerk in Bous wird seit geraumer Zeit auch Kurzarbeit gefahren. Dort sind viele Aufträge eines Großkunden weggebrochen.  
Im Bereich der SHS, also der Holding Gesellschaft der Dillinger Hütte und der Saarstahl, befinden wir uns aktuell in einem sogenannten Strategieprozess, den der Vorstand angeschoben hat.
Ziel dieses Strategieprozesses soll es sein, die Stahlindustrie im Saarland zukunftsfest zu machen und zurück in die Gewinnzone zu führen. Die Ergebnisse dieses Strategieprozesses sollen den Aufsichtsräten am 26. und 27. September 2019 mitgeteilt werden. Aktuell kann man aber nicht davon ausgehen, dass diese Ergebnisse in irgendeiner Weise positiv für die Beschäftigten beider Unternehmen sein werden.
Wir werden als IG Metall, als IG Metall-Betriebsräte, alles dafür tun, dass die Arbeitsplätze und unsere Industrie hier im Saarland erhalten bleiben. Wir werden Sinnvolles begleiten, Unsinniges torpedieren und im Diskussionsprozess mit der Politik weiter darauf drängen, dass uns Hilfe nicht nur versprochen wird, sondern dass sie dann, wenn wir sie brauchen, auch eingefordert und angegangen wird.“ führte der 1. Bevollmächtigte Lars Desgranges weiter aus.

Ein weiteres Thema dieser Delegiertenversammlung waren die Organisationswahlen, die im Oktober mit dem Gewerkschaftstag beginnen werden.
Insgesamt werden vom 6. bis zum 12. Oktober 739 Anträge behandelt.
Diese lassen sich in 3 folgende Themenbereiche einordnen: Gesellschaftspolitik, Betriebs-und Tarifpolitik, Organisationspolitik

Im Zusammenhang mit der aktuellen Klimadebatte hat die IG Metall sich schon seit längerem positioniert: Bereits seit Jahren setzt sich die IG Metall für geeignete politische Rahmenbedingungen ein, die sowohl den klimapolitischen Zielen Rechnung tragen, aber auch den Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Arbeitsplätze nicht gefährden. „Umweltschutz- und Industriepolitik müssen in Einklang gebracht werden und dürfen nicht konkurrierend gegenübergestellt werden.“ so Ralf Cavelius, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen.
Die Frage von Klimaschutz/Umweltschutz wird auch eine Frage sein: Wer sich dies leisten kann. Die gesamtgesellschaftliche Verteilungsfrage ist hier wiederum aufzurufen und unsere Mitglieder, unsere Kolleginnen und Kollegen dürfen nicht die Verlierer der entsprechenden Debatten und ihrer Konsequenzen sein.“ führte Ralf Cavelius weiter aus.

Ein weiteres Thema der Versammlung war ein betriebliches Beispiel zum Thema Union Busting. Wie Arbeitgeber versuchen sich mit allen Mitteln von Betriebsräten zu trennen.

Im Organisationsbereich der Geschäftsstelle Völklingen gab es zudem auch Positives zu berichten. So konnte mit der Firma Stute aus Überherrn erstmals ein Tarifabschluss vermeldet werden, der den IG Metall-Mitgliedern bessere Einkommensbedingungen und kürzere Arbeitszeiten einbringen wird. Ein Mitgliederbonus wurde ebenfalls ausgehandelt.
Zudem gab es erfolgreiche Zahlen aus dem Bereich der Schwerbehindertenwahlen sowie der JAV-Wahlen. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Wahlbeteiligung innerhalb der Geschäftsstelle Völklingen deutlich über dem Bundesschnitt liegt. Beim Organisationsgrad der Mandatsträger liege man bei 100 Prozent.
Mit diesen starken IG Metall-Mannschaften in den Betrieben, ergänzt durch unsere Betriebsräte und Vertrauensleute, sehe man sich gut aufgestellt, um den Kampf zum Erhalt der Industriearbeitsplätze an der Saar aufzunehmen.

Von: al

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