12. ordentliche Delegiertenversammlung

IG Metall Völklingen geht vorbereitet in die entscheidenden Wochen um Ford Saarlouis

21.06.2023 | Im Rahmen seines Geschäftsberichtes zur 12. ordentlichen Delegiertenversammlung am 20. Juni 2023 berichtete Lars Desgranges, der 1. Bevollmächtigte, vor einer voll besetzten Dillinger Stadthalle.

Desgranges berichtete über den aktuellen Stand rund um Ford Saarlouis: „Am Donnerstag den 22. Juni erwarten wir vom Ford Management Antworten und Perspektiven für die Beschäftigten bei Ford in Saarlouis und bei den Zuliefererbetrieben. Oberstes Ziel sei es, so viele Arbeitsplätze wie möglich am Standort auch nach dem Auslaufen der Fokus Produktion zu erhalten. Die größte Chance darauf wäre mit einem starken Investor gegeben, auf den viele hoffen. „Hoffnung alleine ist aber keine Strategie“, so Desgranges. „Sollte Ford wieder einmal keine Perspektive geben sind wir für eine harte Auseinandersetzung gewappnet“. 

Auch bei den Zulieferbetrieben im Supplierpark sei man vorbereitet. „Seit einem Jahr wissen die Arbeitgeber im I-Park, dass Ford in Saarlouis kein Nachfolgemodell auflegen wird. Wir sehen keine Bemühungen dort, dass sich um ein Ersatzgeschäft gekümmert wird“, so Ralf Cavelius der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen. 

Weitere Themen der Delegiertenversammlung waren die anstehende Transformation der Stahlindustrie. Mit der IG Metall Kampagne „Stahl ist Zukunft“ habe man viel erreicht, jedoch sei man bei weitem noch nicht am Ziel.
Zum einen warte man auf Förderbescheide zum Umbau der Stahlindustrie aus Berlin und Brüssel, zum zweiten müsse die Einführung eines Industriestrompreises weiter vorangetrieben und noch in diesem Jahr umgesetzt werden.
Darüber hinaus sei es von großer Bedeutung ausreichend Kapazitäten für grünen Strom und grünen Wasserstoff aufzubauen um das anvisierte Maximum von 80 Prozent CO2 Einsparung bis 2045 zu erreichen.

Die wirtschaftliche Lage bewertet Lars Desgranges als durchwachsen, so sei das BIP sowohl im 4. Quartal 2022 als auch im 1. Quartal 2023 leicht negativ, so dass man von einer Rezession sprechen kann.
Allerdings sei sowohl der deutsche Arbeitsmarkt ausgesprochen stabil, als auch die Produktivitätsentwicklung im verarbeitenden Gewerbe.
Die weiterhin hohe Inflationsrate von 6,1 Prozent im Mai 2023 sei zwar rückläufig, führe aber immer noch zu Reallohnverlusten insbesondere durch Branchen und Betriebe die weitestgehend nicht mit einem Tarifvertrag ausgestattet sind. Mit einer höheren Tarifbindung in Deutschland würden die Reallohnverluste womöglich egalisiert, der private Konsum gestärkt und damit das BIP weiter gestützt, so Desgranges.
In den tarifierten Branchen der IG Metall konnte so der Reallohnverlust durch unsere Tarifverträge zu einem erheblichen Teil eingefangen werden. So gab es in den letzten drei Monaten gute Tarifabschlüsse in der Textil- und Bekleidungsindustrie, bei den Textilen Diensten, in der Leiharbeitsbranche sowie im Kfz Handwerk. 
Zudem sind die Entgelte innerhalb der ME Industrie seit dem 1. Juni um 5,2 Prozent gestiegen. Infolge der positiven Tarifabschlüsse werden zum 1. Juli 2023 nun auch die Bezüge der Rentnerinnen und Rentner angehoben.

Mit diesem positiven Abschneiden in der Tarifpolitik möchte die IG Metall Jugend nun auch die Chance nutzen um die neuen Auszubildenden von der Wirkmächtigkeit einer starken Gewerkschaft zu überzeugen. Hier sei die IG Metall Jugend bereits in der Vorbereitung von Begrüßungsrunden. Man erwarte zudem, dass die Anzahl der zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätze ansteigen werde, so Daniel Spengler, zuständiger Gewerkschaftssekretär.

Von: al

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